Segeln mit Hund.

Ahoi ihr Landratten!

 

Unsere kleine Amy hat ja grundsätzlich vor vielen Dingen, ich sage mal, Respekt. Doch wovor sie zum Glück von Anfang an absolut keine Angst hatte ist das Segeln und das Leben an Board eines Schiffes. Vielleicht liegt das daran, dass Amy aus Kiel kommt. Naja, jedenfalls sind wir darüber sehr froh. Denn wir sind eine Seglerfamilie und es ist sehr entspannend für uns, dass klein Amy einfach mit an Board kommen kann und vor Allem auch will. Nicht von irgendwo her ist Amy´s beliebtester Spitzname "Captain Amy". 

 

Ich bin jedes Mal sehr glücklich und erstaunt, wenn ich sehe wie viele Hunde mit ihren Familien auf hoher See unterwegs sind. Auf vielen Internetseiten wird davon stark abgeraten, denn der Hund ist ein Lauftier. Das ist absolut korrekt, dagegen will ich nichts sagen. Doch der Hund ist auch sehr lern- und anpassungsfähig und fühlt sich dort, wo seine Familie ist, zumeist sehr wohl. Doch natürlich müssen gewisse Grundvoraussetzungen stimmen und Regeln beachtet werden und diese möchte ich euch nun aufführen, sozusagen als kleine Hund-an-Board-Checkliste. 

 

 

Die Gesundheit des Hundes hat oberste Priorität! 

An Board eines Schiffes muss der Hund sich an komplett andere Bewegungsabläufe gewöhnen. Es ist deutlich enger als an Land, überall liegen Tampen herum und es gibt viele kleine Hindernisse, über die geklettert werden muss. Auch das "an-Board-kommen" ist mit Aufwand verbunden, der Hund muss einen großen Satz machen oder wird das kurze Stück vom Steg an Deck getragen. Es ist also extrem wichtig, dass der Hund diesen Begebenheiten schmerzfrei und wohlwollend begegnen kann! Sollte der Hund z.B. Arthrose haben, so ist von einem Leben an Board dringend abzuraten. Der Hund hat an Board keine Möglichkeit seine Gelenke zu schonen und sich für ihn vorteilhaft zu bewegen. Auch Hunden, welche an einer Herzerkrankung leiden, z.B. einer Herzinsuffizienz sollten auf keinen Fall mit auf ein Schiff genommen werden. Die körperliche Belastung und das Stresslevel sind viel zu hoch. Und natürlich sollte auch ein Hund mit Verdauungsproblemen und Erkrankungen des Magentraktes auf keinen Fall das sichere Land verlassen. Viele Hunde haben Probleme sich an Board zu erleichtert (ich finde das auch eine Zumutung) und sind somit erhöhten körperlichen Risiken ausgesetzt, sollte eine Krankheit bestehen. 

 

Generell gilt: Bitte nehmt eure Hunde nur mit an Board, wenn die Gesundheit des Tieres dies auch zu 100 % zulässt. Bedenkt die Umstände welche an Board eines Schiffes herrschen und überlegt lieber zwei Mal. Wenn ihr euch nicht sicher seid, redet einmal mit dem Tierarzt eures Vertrauens. 

 

An Board müssen klare Regeln und Aufgaben für den Hund bestehen. 

Auch auf dem Schiff möchte der Hund wissen, welche Aufgaben in der Hund-Mensch-Familie an diesem neuen Ort auf ihn warten. Überlegt euch also vor dem ersten Ausflug genau, welches Verhalten ihr euch an Board von eurem Vierbeiner wünschen würdet. Unsere Regeln sehen als Beispiel wie folgt aus:

  1. Während allen Manövern (Anlegen, Ablegen etc.) sitzt Amy im Cockpit und darf auf keinen Fall an Deck herum laufen.
  2. Amy darf sich an Deck nur frei bewegen, wenn Benni oder ich ebenfalls an Deck sind. 
  3. Amy darf auf keinen Fall das Schiff selbstständig verlassen oder betreten (kann man sich bei ihrer Größe kaum vorstellen aber ja, sie hat es versucht)
  4. Wenn wir den Hafen verlassen bekommt Amy ihre Schwimmweste um und diese trägt sie, bis wir den nächsten Hafen erreichen.
  5. Wenn Benni und ich das Schiff verlassen sitzt Amy vorne an Deck und wartet auf uns, bis wir wieder kommen. Rumlaufen ist nicht erlaubt, nur sehnsüchtig warten und Ausschau halten. 
  6. An Deck wird nicht gespielt, erst wenn wir wieder an Land sind. 

 

Keine zu langen Segelntörns, denn der Hund möchte NICHT an Deck machen müssen. 

In manchen Ratgebern wird empfohlen, dass der Hund eine klare Stelle an Deck zugewiesen bekommt, an der er sich erleichtern darf. Das finde ich absolut schrecklich. Der Hund erkennt das Schiff sehr schnell als sein Revier an und dieses möchte der Hund auf keinen Fall beschmutzen. Wölfe, und so auch unsere Hunde, verlassen für ihre Geschäfte das Revier. Daher empfehle ich Segeltörns welche nicht länger als 5 Stunden dauern. Direkt bevor es los geht sollte der Hund noch einmal an Land gehen und auch direkt nach dem Anlegen im neuen Hafen geht es von Board, um dringenden Bedürfnissen nachzugehen ;-) Solltet ihr mit eurem Schiff in einer Bucht ankern, so sollte man regelmäßig mit einem Beiboot den Hund an Land bringen. Das muss man ein paar Mal üben, klappt aber dann meistens ganz prima. Meiner Meinung nach sind das die Kompromisse, die wir für unseren Hund eingehen müssen. Wer tagelange Segeltörns machen möchte ohne Land zu sehen, sollte dieses besser ohne seinen Hund tun. 

 

Schwimmwestenpflicht! 

Absolut unerlässlich ist meiner Meinung nach eine Schwimmweste für den Hund. Klar kann jeder Hund schwimmen, spätestens wenn der Ernstfall eintritt werden sie schon anfangen ihre vier Beinchen zu bewegen. Jedoch ist die Weste aus den gleichen Gründen sehr wichtig, wie auch bei uns Menschen. Der Schock und der Seegang. Wenn der Hund ins Wasser fällt so können wir uns sicher sein, dass er damit auf keinen Fall gerechnet hat. Ihm ist diese reale Gefahr nicht bewusst, da er die Zusammenhänge zwischen Boot und Wasser nicht herstellen kann. Daher ist der Fall und die Landung im Wasser für ihn ein großer Schock und setzt den Hund starkem Stress aus. Und in genau dieser Situation ist es sehr hilfreich, wenn eine Schwimmweste den Hund bei seinen Bemühungen, nicht unterzugehen, tatkräftig unterstützt. Auch kann auf hoher See ein deutlich anderer Seegang herrschen als in einem Fluss oder Badesee, wieder ist die Unterstützung der Schwimmweste sehr hilfreich und überlebenswichtig! Hier findet ihr eine tolle Seite, auf der noch einmal alle Vorteile sowie empfehlenswerte Produkte dargestellt werden. 

 

Hilfe, mein Hund wird seekrank. 

Viele Hunde werden bei den ersten Segelausflügen mal mehr und mal weniger stark seekrank. Dagegen können wir leider sehr wenig tun, die meisten Hunde werden sich nach einiger Zeit an die Bewegungen auf einem Schiff gewöhnen. Wenn nicht, dann beachtet bitte Punkt 1, die Gesundheit des Hundes geht immer vor. Erfahrungsgemäß macht es Sinn, die Hunde erst nach einem Segeltörn zu füttern oder morgens zumindest deutlich weniger. Somit ist der Magen nicht so voll und, ganz pragmatisch, der Hund kann nicht so viel erbrechen. Wasser für den Hund sollte jedoch zu jeder Zeit bereit stehen! Wenn euer Hund wirklich seekrank wird bringt es nichts ihn zu bedauern. Zeigt ihm seine Ecke (auf keinen Fall UNTER Deck!!!) und lasst ihn dort in Ruhe sitzen oder liegen. Wenn wir ihn in seiner Leidenssituation zu sehr "betüddeln" fühlt er sich in seinem Verhalten bestätigt. 

 

So, das sind denke ich die wichtigsten Punkte. Wie ich schon sagte, unsere kleine Amy ist für ihr Leben gerne an Board und fühlt sich pudelwohl. Stundenlang sitzt sie an Deck und steckt ihre kleine Nase in die Luft um die frische Brise zu erschnüffeln. Auch die Nähe zum Wasser findet sie großartig, schließlich haben wir es mit einer kleinen Badenixe zu tun. Das Problem Seekrankheit hatten wir nach einer Woche an Board besiegt und seither hat Amy keinerlei Probleme mehr. Wenn es zu ruppig ist auf See wird Amy meist ein wenig ruhiger und möchte sich gerne zwischen Benni und mir verstecken. Das ist natürlich völlig okay, wir gewähren ihr den Schutz und sobald das Wasser wieder ruhiger wird kommt Amy fröhlich hervor geschossen. All die Seglerhunde, welche wir kennen, sind mit Elan und Begeisterung dabei und genießen das Leben auf dem Schiff. Jeder Hund ist anders und hat seine eigenen Bedürfnisse, doch wenn man als Besitzer aufmerksam hinschaut wird man schnell erkennen, wie man das Segelerlebnis für Hund und Mensch so angenehm wie möglich gestaltet. 

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