Die Hund -Mensch-Familie.

Das Zusammenleben mit einem Hund ist äußerst komplex und sehr spannend. Der Alltag ist geprägt von kleinen Missverständnissen, welche auf ganz natürliche Art entstehen. Das Signalspektrum bei Hunden ist extrem groß und in vielen Punkten von der Bedeutung her komplett konträr zu der Bedeutung, welche wir Menschen diesem Signal zuordnen. Nehmen wir als ganz simples Beispiel einmal das Lächeln. Wenn wir Menschen uns freuen und diesem Gefühl Ausdruck verleihen wollen, so lächeln wir. Nehmen wir mal an unser Hund spielt mit seinem Ball, wir sind ganz entzückt und lächeln ihn breit an. Die Freude, welche wir vermitteln wollen, kommt bei dem Hund leider ganz und gar nicht an. Er sieht nur unsere hoch gezogenen Mundwinkel und unsere Zähne. Dies ist unter Hunden eine Drohgeste. Wenn nun der Hund abrupt aufhört zu Spielen und mit gesenktem Kopf und tief wedelndem Schwanz auf uns zugelaufen kommt fragen wir uns, warum hat er denn aufgehört zu spielen. Ganz einfach, weil wir ihm gedroht haben. Der Hund versucht nun, uns durch sogenannte Calming-Signals zu beschwichtigen, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Selbstverständlich lernen wir von einander und der Hund wird mit der Zeit verstehen, dass ein Lächeln bei uns Menschen eine andere Bedeutung hat als er sie kennt. Aber grundlegend ist dies eine Art der Misskommunikation. Noch bevor wir uns allerdings mit den Signalen der Hunde beschäftigen, sollten wir uns die grundlegende Struktur unseres Zusammenlebens anschauen. 

 

 

Meiner Meinung nach wird in vielen Hundeschulen das Zusammenleben von Menschen und Hunden falsch vermittelt. Der Hund ist sich absolut darüber im klaren, dass wir Menschen keine Artgenossen sind. Daher müssen wir Menschen nicht versuchen, durch z.B. einen Schnauzengriff hundetypisches Verhalten nachzuahmen. Wir sind nicht in der Lage, all die vorhergehenden und situationsbedingten Signale und Verhaltensweisen zu zeigen und der Hund wird es nicht verstehen. Auch müssen wir mit unseren Hunden nicht täglich aufs neue um unseren Rang kämpfen, denn wir sind kein Rudel, in dem durch eine klare Dominanzhierarchie die Rangordnung geklärt wird.

 

Wir bilden eine soziale Gruppe, eine Hund-Mensch-Familie. Unsere Strukturen sollten dabei denen eines Wolfsrudels gleichen. In einem frei lebenden Wolfsrudel lebt eine Gruppe Wölfe im Familienverband. Die Leittiere sind die Eltern, welche durch eine natürliche Autorität führen. Jedes Individuum dieses Verbandes kennt seine Aufgaben klar und deutlich, und keines zweifelt die Leitfunktion der Elterntiere an. Im Fokus des Wolfsrudels steht immer das Überleben. Würden die Wölfe ihre Zeit mit gefährlichen Machtkämpfen verbringen und Verletzungen riskieren, so würden sie das ganze Rudel schwächen. Sollten die Leittiere ihren Aufgaben einmal nicht zur Genüge nachkommen können, wie z.B. der Aufzucht der Jungtiere, so unterstützen andere Wölfe bei dieser Aufgabe. Wieder für das Wohl der Gruppe. 

 

In unserer Hund-Mensch-Familie sollten wir also versuchen, die Rolle der Leittiere zu übernehmen und unserem Hund seine Aufgaben klar zuzuweisen. Der Hund möchte seine Rolle und seine Funktion innerhalb der Gemeinschaft kennen. In Situationen, in denen der Hund angeblich dominant auftritt zweifelt dieser an unserer Führungskompetenz in dem Moment und will für das Wohl der Gruppe, also auch für unser Wohl, das Fehlverhalten ausgleichen. Dominantes Verhalten zeigen Hunde also immer nur situationsbedingt. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0